Geschichte

Der Ortsteil Alberzell hält den Höhenrekord im Landkreis, er liegt 500-545 m hoch. Man könnte über ihn eine Kulturgeschichte schreiben, die mehr als ein Jahrtausend umfaßt. Seine Gründung geht zurück in die Karolingerzeit. Da ist er als „Cella“ eines Alprih beurkundet. Der Name Cella schon verrät, daß zum damaligen Wirtschaftshof bereits ein eigenes Kirchlein gehört hat. Es war eine Nikolauskirche, die Bischof Wolfram von Freising (916-937) im Tausch gegen Gumpertsdorfer Gründe vergibt an die Edelfrau Engilrat und ihren Sohn Aribo. In diesem Freisinger Tauschbrief sind eine Reihe von Alberzeller „Eigenleuten“ genannt, u. a. Moimar und Einhart, deren Namen heute noch in Mammertshausen und Einsassen weiterleben. Offenbar haben Frau Engilrat und ihr Sohn, wie überhaupt Alberzell, die Ungarneinfälle überlebt. Sie erhalten nämlich noch einmal vom Bischof Abraham (957-994) zehn Wirtschaftshöfe mit mindestens 50 Eigenleuten zu „Alprihes Cella“. Zur gleichen Zeit sind auch Graham und Hickern beurkundet, und zwar als „Chragehaim“ und „Hugaren“.

Für die Zeit zwischen 1150 und 1350 fehlen urkundliche Nachrichten über Dorf und Gemeinde. Vermutlich haben sich da die Ritter von Munenpach, Weilenbach und Sattelberg Besitzrechte angeeignet. Die Sattelberger waren aber so verschuldet, daß sie 1360/68 ihre „Hofmark Alberzell“ ans Kloster Altomünster verkaufen mußten. Durch zusätzliche Erwerbungen wurde schließlich ganz Alberzell geschlossen und festgefügt dem uralten Bonifatiuskloster Altomünster einverleibt.

Wie es sich für ein richtiges Hofmarkdorf gehört, weist schon der älteste überlieferte Steuerbuchauszug vom Jahr 1464 ein Dutzend Berufe auf: Metzger, Hafner, Pader, Weber, Schuster, Sneider, Messner, Tafern-Wirt, Hirt, Amtmann. Bei einer „Visitiere“ anno 1472 notiert der Landrichter: „. ..Im besonderen klagen die dortigen Armleut, daß sie Heinrich der Kammerberger (Hilgertshausen) mit Schaftrieb und Schäferei oft bei 700 Schaf, hart auf den Fluren bedrück und beschwer!“ Michael Wening, der zwischen 1690 und 1700 im Auftrag des Kurfürsten ganz Oberbayern bereist, konterfeit und beschreibt, fügt seinem Alberzeller Ortsbeschrieb folgenden interessanten Zusatz an. „Im ersten Schwedischen Krieg ist es gleich andern Orthen abgebrennt, vnd hernach mit schlecht hültzenen Häußlein erhebt worden. Das Gottshauß vnder dem Titul deß HI. Creutz ist ein Filial zur Pfarr Danderen, vnd wird allda ein zimlicher Particul vom HI. Creutz etlichmahl im Jahr von einer großen Volck Mänge andächtig besucht und verehret. Der Lufft ist zwar in dißer Gegend gesund. Wegen Gehültz aber vnd bergechtigen Grund kan man am Traidt kaum die Nothdurfft haben.“

Bei der „Konskription“ vom 19. Oktober 1752 zählte Alberzell 36 Anwesen, alle „zum Stift und Kloster Maria Altomünster“. 1814 waren es 39 Hausnummern, die damals auf ihren Wert geschätzt wurden. Schmiedhofer = 1400 fl (Gulden), Heißenhof =1600 fl, Sixtnerhof = 900 fl, Weberbartl = 1400 fl, Mahl = 1000 fl, Wastlbauer = 1500 fl, Rauchgut = 1000 fl, Wirt = 2500 fl, Angerbauer = 3000 fl, Neubauer = 1400 fl. „Der Boden dieses Alberzeller Distrikts“, so fügt der Rentamtsvorstand 1814 hinzu, „ist unter die kargsten des Landgerichts zu rechnen. Auch rechtschaffen und fleißig arbeitende Hausväter ernähren sich nur kümmerlich Wiesfluren sind auf dem kalten Boden nur sehr gering und nicht viel ergiebig.“ Außer den drei Dorf-Ehehaften, dem Schmied, Bader und Taferner, konnte Bürgermeister Schormair 1826 keine anderen „Professionisten“ aus Alberzell melden als vier Leineweber, „aber keine einzige Spinnerin“.

Von den einst fünf Herrenhöfen oder Edelsitzen ist „Niwenhusen“ im 14. Jahrhundert verschollen. Der zweite, wichtigste und älteste ist der „Angerbauer“, schon im 14. Jahrhundert so genannt. Er liegt 530 m hoch am „Laich“ neben einer gemeindlichen Mergelgrube und einstigen Ziegelei. Bis in unsere Zeit herein wurden auf seiner Höhe die Jaudes- und Sonnwendfeuer angezündet. Lage, Geschichte und Bodenfunde beweisen eindeutig, daß hier der älteste Sitz derer von Alberzell zu suchen ist. Ebenso unwiderlegbar kennzeichnet seine Höhenlage den Weiler E i n s a s s e n als alte Warte, als Luginsland. Es war im 9. und 10. Jahrhundert der Sitz eines Egino; 1053 ist eine „Adalburch de Einsaza mit ihren Söhnen“ in Freisinger Aufzeichnungen beurkundet. 1276 kommt die „Curia Ansazz“ ans Kloster Indersdorf.

Der vierte Herrenhof liegt nördlich im Tal des „Purgi-Pachs“ und hieß „Heilriches Cella“, die heutige Einöde H ö r z e l l. Sein Schicksal vor 1400 liegt völlig im Dunkel. Erst durch den Schiltberger Pflegsrichter Ulrich den Eisenreich, genannt Eisenknäppel, der von 1405 bis 1409 auch Probst im Amt Gerolsbach war, erfahren wir, daß Hörzell -genau wie die Hofmark Alberzell -den Zehent ins Spital nach Aichach und nach Tandern zahlt, und erfahren des weiteren, daß der Hof 1415 dem „Heiligen Andreas zu Gerolsbach“ als ein „Heiligengut“ geschenkt wird. Dort verblieb er denn auch. 1808 wird sein Wert auf 4800 fl geschätzt, „weil auf diesem Gutshof keine Gülten lasten“ (als Heiligenhof). Leider steht das schöne alte Hörzeller Bauernhaus nicht mehr. Es hatte -bis vor wenigen Jahrzehnten -einen weit vorspringenden hohen Treppengiebel, getragen von einer Steinsäulenreihe.

Über den Weiler G r a h a m, den Ursitz der weitverbreiteten Familien Grahamer, vorbei an H i c k e r n, wo schon Hallstattbesiedelung nachzuweisen ist, kommen wir schließlich nach G a r b e r t s h a u s e n (507 m) mit der Cella Lamperti der Karolingerzeit, die in den früheren Urkunden Freisings im 9. Jh. auftaucht und im 12. Jh. indersdorfisch wird. Auch Kloster Scheyern hatte dort Besitz. Ihm gehörte der Hof „zum Haberhelm“, den nun seit fast 300 Jahren die Familie Demmelmair bewirtschaftet. Die uralte Pfarr Garbertshausen hatte 400 Jahre lang sogar zwei Kirchen, neben dem Lamperti-Gotteshaus eine Wallfahrtskirche „Zum HI. Geist“, im Aichanger gelegen. Sie wurde 1412 gebaut und nach der Säkularisation abgebrochen. Um ihre Entstehung ranken sich Sage und frommer Glaube. Ihre Wallfahrt war weithin bekannt, und von den erwirkten Wunderheilungen wußte sogar ein schwedischer Offizier, der im Dreißigjährigen Krieg dann selbst als Wallfahrer kam. Es hatten sich im Kirchlein so viele Votivgaben, „verlobte Wachsfüß und ander Glieder, ganze Berge von hinterlassenen Krücken angesammelt, daß in der Kirchen kein Platz mehr war“. Ein Klenauer Pfarrherr ließ deshalb im 17.Jh.alle diese alten verfaulenden Opfergaben auf einen Haufen zusammentragen und verbrennen. Die Lamperti-Pfarrkirche wurde 1732 neu aufgebaut, nachdem sie sehr schadhaft geworden war; sie bekam damals ihren hübschen Zwiebelturm. Im 19 Jh. wurde wiederholt versucht, Garbertshausen nach Hirschenhausen einzupfarren Seit Weihnachten 1924 gehört es nun dorthin.

Quelle:

„Landkreis Schrobenhausen – Vergangenheit und Gegenwart“, erschienen 1963 im Verlag für Behörden und Wirtschaft R.A. Hoeppner, Pörsdorf b. Aßling/Obb.